Oder auch: Kosten der Professionalität
Werde Self-Publisher, haben sie gesagt. Dann bist du frei haben sie gesagt ...
Also gut, gesagt hat uns das eigentlich niemand, aber wenn man sich ein wenig schlau macht, dann lernt man schnell, wo die Unterschiede von Indie- und Verlagsweg sind.
Was für Vor- und Nachteile einen auf den jeweiligen Wegen erwarten, erkläre ich in einem anderen Blog. In diesem will ich auf etwas anderes hinaus.
Also was will dir die Tante aus dem Internet schon wieder erzählen?
Nun, wenn man sich dafür entscheidet, mit dem Schreiben zu beginnen und dann stolpert man immer wieder über eine Aussage: Schreiben ist ein supi Hobby, denn es kostet dich so gut wie nichts. Alles, was du brauchst, ist ein PC oder ein Block. Einen PC hat heute so gut wie jeder und ein Block kostet dich drei Euro. So weit, so gut. Das wichtigste ist noch immer dein Kopf und dessen Eskalationen. Wie die Worte dann irgendwo einen Platz finden, ist zweitrangig.
Ich kann das so unterschreiben - solange das Schreiben ein geliebtes Hobby ist.
Wir schreiben - wie schon in anderen Blogs erwähnt - unser halbes Leben und mehr als ein paar Blöcke, hat uns das tatsächlich nie gekostet. Wenn auch du überlegst, mit dem Schreiben anzufangen, dann tu es einfach, du muss nicht viel investieren.
Doch jetzt sieht die Sache etwas anders aus und was soll ich sagen ... gut, dass wir die letzten Jahre ein paar Euros angespart haben, denn wenn wir etwas machen wollen, dann machen wir es richtig und das ist teurer als erwartet.
Alles begann Anfang März mit einem Buch.
Ich hatte mir zu Weihnachten ein Kindle gegönnt, um unterwegs nicht ewig viele Bücher mitnehmen zu müssen, sondern diese eben auf ein paar Gramm komprimiert in der Tasche rumtragen zu können. Zu dem Kindle gab es Kindle Unlimited (KU) für drei Monate gratis dazu und was soll ich sagen: Die Bücher, die ich mir Weihnachten auslieh, vergammelten mit dem Kindle über den Rest des Winters in meiner Tasche, denn ich bin ein verpeilter Mensch und finde manchmal einfach keine Zeit in meinem Chaos. Nicht mal für so schöne Dinge wie lesen.
Anfang März fiel mein Blick dann auf das Kindle und ich dachte mir meinen Teil. Hatte ich ja super in den Sand gesetzt, die drei Monate. Zeit, zu schauen, was man sich überhaupt runtergeladen hatte.
Nun, unter den ganzen Titeln war auch eins mit dem charmanten Titel "Mit Schreiben Geld verdienen" von Joana Penn. Mit Schreiben Geld verdienen. Das wollten Erin und ich schon so lange. Vielleicht war es an der Zeit, den Kopf mal aus dem Sand zu ziehen?
Das Buch war wie ein kleiner Weckruf. Ein Startschuss. Vielleicht auch ein bisschen ein Arschtritt.
Es zeigte mir, dass man so viel mehr machen konnte, als sein Buch einfach an einen Verlag zu bringen. Über Self-Publishing hatten wir vorher gar nicht nachgedacht und man kann noch so viel mehr aus seinen Lizenzen machen, aber man muss eben auch aus dem Knick kommen.
Wenn auch du darüber nachdenkst deine geschrieben Worte zu Geld zu machen, dann kann ich dir die Bücher von Joana ans Herz legen, kosten um die fünf Euro solltest du kein KU haben. Sonst sind sie im Rahmen des Abo kostenfrei.
Was mir das Buch auch vermittelte war, dass ich noch sehr viel mehr lernen muss. Ich hatte keine Ahnung von der Materie und das musste sich nicht ändern. Wenn ich nur Däumchen drehe, komme ich nicht weiter, also folgten diesem einen Buch viele weitere.
Marketing, Publishing, Schreibratgeber, Lektorat. Allein im März hab ich mehr als zehn Bücher gelesen, um mich weiterzubilden. Einige davon über KU (also alle zusammen einen Zehner), doch hier hagelte es schon die ersten Investitionen, denn einige der Bücher kaufte ich trotz KU, um sie immer parat zu haben und anderen kaufte ich, weil die nicht bei KU enthalten waren, die Leseprobe aber vielversprechend war. (Hab keins davon bereut, sollte daran Interesse bestehen, kann ich gerne mal teilen, was meine Empfehlungen sind)
Doch bei Büchern sollte es nicht bleiben. Schreiben soll irgendwann mal unser Leben finanzieren, also muss die Qualität der Texte auch passen. Klar sind wir geübt, doch für viele der eigenen Fehler ist man absolut betriebsblind, also musste ein vernünftiges Schreibprogramm her. Wir haben uns für Papyrus entschieden. Papyrus ist super und sehr etabliert. Kostet aber auch mal eben 200 €.
Und dann sind da noch Sachen, an die wir vorher noch gar nicht gedacht haben.
Einen Drucker zum Beispiel. Wir hatten einen Drucker - eine uralte Krücke von HP - den wir hier noch rumstehen hatten, doch wir mussten schnell feststellen ... so ein ganzes Manuskript schafft er nicht. Schon gar nicht zwei.
Irgendwann fing er an leere Blätter zu drucken und das, obwohl er eine nagelneue Patrone (Hat auch 50 € gekostet, ich hab geweint ...) drin hatte. Blieb nur anzuerkennen ... das Ding ist Schrott, da muss auch ein neuer her. Noch mal 200 €. Dafür können wir jetzt aber auch 6000 Seiten am Stück ausdrucken, wenn wir das wollen. (Yey! XD)
Oh, und ja ... dass du das hier lesen kannst, war auch nicht kostenlos. Generell ist das Erstellen einer Web-Side bei Wix erst einmal kosten, doch um die Domain zu bekommen und verknüpfen zu können, mussten wir Geld auf den Tisch legen. Die Postfächer kosteten auch noch mal extra. Das waren dann auch noch mal 120 € - zum Glück für das ganze Jahr.
All das - Schreibprogramm, Fortbildung, Equipment, Präsenz - sind Startinvestitionen, die mehr oder weniger auf alle zukommen, die ihr Schreiben auf eine professionelle Basis heben wollen. Egal, ob man Indie werden möchte oder den Verlagsweg wählt.
Doch für den Self-Publisher hört es hier nicht auf
Als Indie bist du selbstständig, also musst du dich nicht nur um alles kümmern, sondern auch noch alles selbst vorstrecken. Ein E-Book muss vernünftig formatiert werden, es braucht ein ansprechendes Cover und man sollte sich nicht um ein Lektorat drücken und gerade letzteres kann auch mal mehr als 1000 € kosten. Von Werbung wollen wir mal gar nicht anfangen. Das sind Kosten, die so ein Buch erst einmal wieder reinholen muss, und grade die ersten Bücher werden das sehr wahrscheinlich nicht.
Darum sind wir auch nicht so blauäugig, unseren Brotjob wegzuschmeißen und uns von heute auf morgen ins Autorendasein zu stürzen. Wir planen, uns in den nächsten fünf Jahren nach und nach ein Einkommen zu erwirtschaften, dass es uns schließlich ermöglicht Vollzeit-Autoren zu werden.
Fazit
Bücher an die Leserschaft zubringen ist gerade, wenn man am Anfang steht und keinen Verlag im Rücken hat, teuer. Doch es sind Investitionen, die sich auf Dauer lohnen, denn man wird besser und professioneller und produziert schließlich immer mehr Bücher, auf die man wirklich stolz sein kann.
Darüber hinaus ist kaum ein Hobby wirklich kostenlos. Einige bedürfen sogar einiger enormer Ausgaben, von denen man nie etwas zurückbekommt, doch als Menschen neigen wir dazu, das gerne auszugeben, solange wir lieben, was wir tun.
Ein Fußballer kauft sich seine Schuhe auch ohne zu meckern.
Ein Golfer muss eine Menge Equipment beschaffen, bevor er überhaupt starten kann!
Die Künstler würden ohne eine ordentliche Stange Geld auszugeben nichts auf die Leinwand oder das Grafic Tablet bekommen.
Schreiben ist da nicht anders. Auch wenn es erschwinglich startet ... irgendwann steckt man doch neben dem Herzblut auch Geld in die Sache und das ist völlig okay. Zumindest Erin und mir tun diese Ausgaben nicht weh. Also, zumindest nicht im Herzen.
Unsere Kreditkarten schreien vielleicht schon ein bisschen...
Riot! Ria ♥ 04.04.2022
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