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Hexenjagd Band 1 - Beyond Lies

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Worum geht's?

Eine untalentierte Hexe, ein unlösbarer Auftrag und eine ungewollte Romanze.

Was soll schon schiefgehen?

Jamies Auftrag ist klar: Sie soll sich an den schwulen Medizinstudenten Jay ranmachen, denn dieser ist als Einhorn für ihren schwarzen Zirkel von unfassbarem Wert – ist sein Herz erstmal gebrochen. Als Mann getarnt versucht sie ihr Glück. Aber anstatt Jay frisst sich ausgerechnet sein charmanter Bruder Mikael einen Narren an ihr. Der Auftrag droht im Chaos zu versinken, jedoch ist scheitern in Jamies Zirkel keine Option, wenn man überleben will.

Sneakpeak Zeit!

Adrian

 

Obwohl es langsam stickig wurde, wollte ich nicht nachgeben und unter der Decke hervorkommen. Mama hatte gesagt, wenn man sich dort versteckte, würden einen die Monster nicht finden. Jetzt hatte ich Mama schon eine Woche nicht gesehen. Vielleicht hätte sie sich auch verstecken sollen?

Ich war ihrem Bruder Frank, doch ich mochte ihn nicht besonders. Ich wollte endlich zurück zu meiner Mama, ich hatte nicht das Gefühl, dass das bald passieren würde. Immer, wenn ich danach fragte, bekam ich keine Antwort.

Ob die Männer in Schwarz sie hatten?

Würde sie genauso nicht wieder auftauchen wie Papa? Er war schon vor Monaten verschwunden. Mama hatte viel geweint zu der Zeit. Er hat uns beschützt und es nicht geschafft, hatte sie gesagt. Ich vermisste ihn so sehr und wusste nicht, was ich tun sollte, wenn ich sie auch noch vermissen müsste.

Es war warm, doch ich zitterte trotzdem. Ich hörte die alten Dielen knarren und machte mich noch kleiner. So würde ich nie einschlafen. Mein Onkel sagte, das Haus wäre alt. Die Geräusche wären ganz normal. Doch ich war mir da nicht so sicher. Allerdings traute ich mich auch nicht, unters Bett zu schauen, um zu sehen, wer von uns recht hatte.

Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und schlug die Decke zurück. Angestrengt schnappte ich nach Luft. Mein Blick wanderte durch das Zimmer. Der Mond schien durch die dünnen Vorhänge und ließ lange Schatten über das Parkett kriechen. Ich meinte, ein Kratzen zu hören, direkt unter meinem Bett und erschauderte. Früher hatte ich bei meinen Eltern schlafen können, wenn ich mich gruselte, doch jetzt musste ich wohl ein großer Junge sein.

Wieder hörte ich das Kratzen und ein Wimmern entfloh meinen Lippen, als ich an das Bettende flüchtete. Die Dunkelheit um mich herum wirkte bedrohlich. Wieder dachte ich an meine Mutter und fast war mir, als könnte ich spüren, wie sie mir durch die Haare fuhr.

„Adrian, du brauchst keine Angst vor der Dunkelheit zu haben, du hast das Licht“, hatte sie immer gesagt, wenn ich Angst bekommen hatte und mich in ihren Armen gewiegt.

Richtig. Das Licht.

Ich atmete tief durch und konzentrierte mich einen Moment auf das Licht in meinem Inneren, dann ließ ich es aus den Fingern fließen. Mit einem sanften ‚Plopp‘ erschien eine handgroße sanft glimmende Kugel und schwebte vor meinem Gesicht. Wie eine Seifenblase, nur aus Licht. Ich ließ noch zwei auftauchen und sah mich wieder um. Jetzt, wo Licht das Zimmer erhellte, war es weniger gruselig. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass etwas unter meinem Bett lauerte. Der Gedanke erdrückte mich.

Schließlich kratzte ich allen Mut zusammen und sprang aus dem Bett, so weit ich konnte. Was auch immer dort lauerte, konnte so hoffentlich nicht nach meinen Füßen greifen. Ich huschte zur Tür und schlüpfte in den Flur. Meine Lichtkugeln folgten mir. Kaum waren sie durch die Tür, schlug ich sie zu und drehte den schweren eisernen Schlüssel, der im Schloss steckte.

Meine Füße wurden zu Eisklötzen. Schnell ging ich auf den Läufer, der in der Mitte des Flurs ausgebreitet war. Das fühlte sich angenehmer an als das kalte Holz. Ich lief rüber zu Onkel Franks Zimmer und warf einen Blick durch die Tür. Zu meinem Erstaunen war er nicht im Bett. War es nicht so spät, wie ich dachte? Oder war er genauso verschwunden wie meine Eltern? Ich bekam einen Kloß im Hals und beschloss, nach meiner Schwester zu sehen. Ich musste sichergehen, dass es ihr gutging, schließlich war ich ihr großer Bruder. Sollte mein Onkel auch weg sein, war es meine Aufgabe, sie zu beschützen. Vorsichtig schloss ich die Tür und schlich mich rüber zu Adas Zimmer.

„Ihr bleibt hier“, beschwor ich die Kugeln und sie gehorchten. Ich wollte Ada nicht aus Versehen wecken. Ich drückte die Klinke runter und tippelte in den Raum. Hoffentlich hatte Ada nicht auch ein Monster unter ihrer Krippe. Gut, dass ich meins in meinem Zimmer eingesperrt hatte.

Ich trat an ihr Bettchen heran, doch als ich sah, dass es leer war, gefror ich in der Bewegung.

Wo war Ada?

Nun ließ sich der Kloß meinem Hals nicht mehr ignorieren. Ich hastete wieder zur Tür. Ich musste Onkel Frank finden. Angst breitete sich in mir aus und ließ meine Beine schwer werden, doch ich lief weiter, begleitet von meinen Kugeln. Ich eilte die Treppe runter und schlug den Weg zum Arbeitszimmer ein. Bitte. Er musste dort sein. Mit Ada auf seinem Schoß.

Tatsächlich konnte ich sehen, dass die Tür angelehnt war. Aus dem Spalt drang Licht. Ich beschleunigte meine Schritte, bereit in das Büro reinzuplatzen, doch eine zischende Stimme ließ mich stoppen.

„Das ist grausam!“

Es war die Stimme einer Frau, die ich nicht kannte. Vorsichtig warf ich einen Blick durch den Spalt. Sie war blond und hatte ein rotes Kleid an. Sie erinnerte mich an eine Lady aus einem Film, den ich mit Papa angeschaut hatte. Darin ging es um die Oper. Die Dame sah aus wie eine Operndiva.

„Und es ist nicht grausam zuzusehen, wie immer mehr von uns sterben? Für was? Ein Kind?“ Ich hielt den Atem an und lehnte mich näher an den Spalt.

„Er ist nicht irgendein Kind, das weißt du genau.“

„Eben. Wenn sie ihn in die Finger bekommen, werden sie sich im besten Fall so sehr magisch an ihm bereichern, dass sie auch die nächsten 100 Jahre Theban in ihren Klauen halten können, und im schlimmsten Fall verwandeln sie ihn in ein Monster, dass sie benutzen, um sich den Rest der Welt zu krallen.“

„Trotzdem heißt das nicht, dass der Zweck alle Mittel heiligt.“ Die Frau warf ihre blonden Haare zurück und schenkte meinem Onkel einen giftigen Blick.

Von wem sie wohl redeten?

Tief in mir wusste ich die Antwort. Doch ich wollte sie nicht wahrhaben. Denn dann war ich an allem schuld.

„Glaubst du das wirklich? Ich habe das nicht für mich getan.“

„Moment mal, habe?!“

Einen Augenblick herrschte Stille. „Sie haben den Köder geschluckt.“

„Den Köder?! Sie ist deine Nichte! Was würde Charlotte dazu sagen, wenn sie wüsste, dass sie dir die Kinder anvertraut hat, und du machst so was?!“

„Charlotte ist tot. Sie hat zu nichts mehr eine Meinung.“

Es wurde dunkel um mich herum. Buchstäblich, denn meine Lichtblasen platzten zusammen mit der Hoffnung, Mama je wiederzusehen. Ich hatte es geahnt, aber es zu hören war etwas anderes. Meine Sicht wurde schwammig. Warum hatte Onkel Frank es mir nicht gesagt? Was sollte dieses ganze Gerede, dass Ada ein Köder wäre? Und für was? Suchten diese Männer in Schwarz wirklich nach mir? Aber warum? Ich war doch nur ein Junge! Wie sollte man aus mir ein Monster machen? Oder war ich schon eins, da wegen mir Menschen gestorben waren? Hatte ich Mama umgebracht?

„Für dich noch mal zum Mitschreiben, Nathalia: Sie hätten nie aufgehört zu suchen. Niemals. Sie wollten das Einhornkind und für die ist es auch kein Problem, dabei über unzählige Leichen zu steigen. Es war unser Glück, dass Charlotte und Steve ihre Kinder unter dem Radar gehalten haben. Alles, was diese Verbrecher wussten, war, dass sie das Kind der Harris’ suchen. Jetzt haben sie das Kind der Harris’, ohne zu wissen, dass sie ein Kind der Harris haben. Bevor sie bemerken, dass es das Falsche ist, werden Jahre vergehen, in denen wir Adrian verstecken können, damit sie ihn niemals finden werden. Ich habe dafür gesorgt, dass endlich Schluss ist! Sie denken, sie haben gewonnen, und das wird unser Überleben sichern!“

Mir war, als könnte ich meine Seele spüren und als würde ein Teil davon absplittern.

„Wir alle müssen Opfer bringen, selbst Adrian, auch, wenn er es nicht weiß!“

Nur, dass ich es wusste. Ich schluchzte und die Lady sah in meine Richtung. Also brachte es nichts mehr, sich zu verstecken. Ich schlüpfte in den Raum und sah meinen Onkel an.

„Wo ist Ada?“, wisperte ich.

Franks Augen weiteten sich einen Augenblick, als er mich da stehen sah. Dann seufzte er und rieb sich die Nasenwurzel. Er sah mit einem Mal viel älter aus, als er eigentlich war.

„Adrian, du verstehst das nicht …“

Doch ich hatte es sehr wohl verstanden. Er hatte es gut genug erklärt.

„Wo ist Ada?!“, fragte ich wieder und Tränen rannen heiß über meine Wangen. „Wie konntest du sie an die Männer in Schwarz geben?“ Sie konnte sich gar nicht wehren. Diese Menschen hatten Mama getötet und jetzt würden sie dasselbe mit Ada machen. Mama hatte gesagt, ihr Bruder würde uns beschützen, doch sie hatte sich getäuscht. Er hatte Ada nicht beschützt. Er hatte Mama angelogen. Er hatte sie verraten. Er hatte Ada verraten.

Mich verraten.

Der Gedanke löste etwas in mir aus. Ich zerriss innerlich. Mein Bauch wurde flau und mein Hals eng. Ich vergaß, wie man richtig atmete. Mein Körper wurde von Schluchzern geschüttelt.

„Sie ist doch noch so klein! Wir müssen sie beschützen. Wir müssen … wir dürfen nicht … ich will das nicht! Ich will das nicht!“

Ich schlug mir die Hände auf die Ohren, als könnte ich die Gedanken, dass das alles meine Schuld war, so verstummen lassen. Das Gefühl des Verrats bohrte sich weiter in mein Herz.

„Ich will das nicht, ich will das nicht, ich will das nicht!“ Völlig verzweifelt brach dieser Satz immer wieder aus mir raus.

„Frank, er bricht, tu was!“

Er war plötzlich bei mir. Ich stolperte von ihm weg. Er war ein Verräter! Ich hätte viel besser auf Ada aufpassen müssen! Ich wollte ihn nicht mehr in meiner Nähe haben.

Doch er bekam mich am Arm zu fassen und zog mich zu sich. Dann nahm er mein Gesicht in seine Hände. Er zwang mich, ihn anzusehen.

„Ruhig, Adrian. Schau mir in die Augen. Hör mir zu. Du vergisst das, okay? Du musst das nicht wissen. Nichts davon ist je passiert. Es gibt keinen Grund sich aufzuregen oder verletzt zu sein. Vergiss es. Lass es los.“

Was? Nein, ich wollte nicht vergessen! Ich musste doch wissen, dass er … dass … ich wollte nicht vergessen. Da war was Wichtiges …

Ich zog an seinem Shirt und versuchte, mich von ihm zu lösen, aber er war stärker.

Er seufzte. „Am besten vergisst du alles. Neu anfangen ist viel leichter, wenn man gar nichts mehr weiß. Du musst nicht wissen, was vergangen ist, nur was in Zukunft kommt.“

Ich blinzelte. Was wollte dieser Mann von mir? Warum sagte er so komische Sachen?

Ich schlug um mich und strampelte mich aus seinem Griff frei. Dann flüchtete ich hinter einen Sessel, der vor einem Schreibtisch stand. Mein Blick floh durch den Raum und ich versuchte zu erfassen, wo ich hier war. Oder warum. Oder wie.

Doch die Personen im Zimmer kannte ich nicht. Wollte ich nicht …? Ich konnte mich nicht erinnern. Wo waren meine Eltern? Hatte ich überhaupt Eltern?

Ich erstarrte, als sich mir eine noch viel drängendere Frage stellte:

Wer war ich?

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